Beitrag vom 09.12.2020

Rückblick

Ich sitze vor unserem kleinen Häuschen direkt am Waldrand, höre den Vögeln zu, beobachte die Bienen, die von Blüte zu Blüte fliegen und denke über unser derzeitiges Leben nach. Wir leben in einer kleinen Gemeinschaft, die sich weitgehend autark versorgt, sich eigenverantwortlich und umweltverträglich organisiert hat, menschlich und tolerant miteinander umgeht. Wir unterstützen uns gegenseitig und jeder bringt sein Bestes in diese Gemeinschaft ein. Alle Menschen der Welt leben in Frieden und Freiheit, in einer Welt ohne Krieg, Ausbeutung oder Hunger. Alle leben miteinander und füreinander, sind im Einklang mit sich und der Natur. Diese neue Lebensweise begann erst vor 10 Jahren und natürlich gibt es immer noch einiges zu tun. Alle sind mit viel Herz und Einsatz dabei, diesen Prozess zu gestalten und freuen sich auf die Zukunft. Ich kann mich noch gut erinnern, wie es damals begann – im Jahr 2020: 

Wenn ich zurückdenke an den Anfang des Jahres 2020 kann ich es fast nicht glauben, was damals passiert ist. Ich kann mich erinnern, dass es zu Jahresbeginn Meldungen über ein Virus in China gab – das war weit weg. Eines Tages sah ich Fotos von Dutzenden von Kränen auf einem Gelände in Wuhan und innerhalb weniger Tage entstand dort ein neues riesiges Krankenhaus. Ich erinnere mich gut an den Schock als ich diese Kräne dort stehen sah. Was ist da los? Wie kann das sein, dass es innerhalb weniger Tage ein solches Grundstück gibt, dort so viele Kräne stehen und in kürzester Zeit ein Krankenhaus steht?

Dann kam das Virus in Europa an und schließlich in Deutschland.

Es gab viele Diskussionen und große Unsicherheit. Vom Robert Koch Institut kamen Beschwichtigungen, das Virus sei relativ harmlos, kein Grund zur Panik, Gerüchte bzgl. eines Lockdowns wurden dementiert. Dann am Montag, dem 16.03., kam die Nachricht „Die Schulen werden vielleicht geschlossen“. Ich sagte, „Nein, das kann doch nie geschehen, wie soll das gehen?“ Am Abend bekam ich die Nachricht: „Ab morgen ist alles zu, bleiben Sie zuhause, vorerst für 5 Wochen bis nach den Osterferien.“ Ich fiel ins Bodenlose, der März war randvoll mit Terminen, an manchen Tagen waren auch zusätzlich noch Abendtermine geplant. Auch die kommenden Monate waren gut gebucht. Alles war weg, von einer Minute zur anderen. Keine Termine und keine Einnahmen – fünf Wochen lang. Das erschien mir damals endlos, es sollten noch viele Monate in diesem Ausnahmezustand folgen!

Die ersten Wochen waren wir fast nur allein und zuhause - mein Mann im Homeoffice, teilweise im Zwangsurlaub. Wir gingen nur zum Supermarkt, um einzukaufen. Dort fühlte ich mich unwohl. Wieso sind dort so viele Menschen und jeder fasst einfach alles an, obwohl dieses gefährliche Virus umgeht? Ich habe so wenig wie möglich angefasst, habe nur schnell das Nötige gekauft und mir zuhause sofort die Hände gewaschen.

Zum Glück hatten wir ein Haus mit Garten und das Wetter war herrlich. Wir haben noch nie so viele Stunden im Garten gearbeitet wie in diesem Frühjahr. Wir saßen viel auf unserer Terrasse in der Sonne und haben dort so oft es ging unsere Mahlzeiten eingenommen. Wir haben jeden Tag frisch gekocht und einige neue Rezepte ausprobiert. Die Natur war unglaublich üppig und schön, es waren viele Vögel da, sie haben mehrmals gebrütet und wir konnten auch einige der Jungvögel bei ihren ersten Ausflügen beobachten. Es war still, es fuhren nur wenige Autos auf den Straßen und es waren keine Flugzeuge am Himmel. Die Luft war frisch, der Himmel oft blau und wolkenlos. Bei Spaziergängen habe ich nur wenige Menschen getroffen. Wir mussten uns daran gewöhnen, jeden Tag gemeinsam zuhause zu sein, was uns aber gut gelungen ist. Unser Tagesablauf wurde einfach neu strukturiert. Ich hatte Zeit für mich selbst und um nach Innen zu gehen. Ich habe viel Neues über mich gelernt in dieser Zeit. 

Irgendwann war klar, es geht länger. Was ich hörte und las begann mich mehr und mehr zu verwirren. Nach Aussage des RKI wurde das Virus immer gefährlicher und unberechenbarer. Die Maßnahmen unserer Regierungen waren für mich nicht logisch, es gab so viele Widersprüche. Das Virus schien sich je nach Ort und Zeit anders zu verhalten. Politiker und Experten widersprachen sich, vieles an diesem Virus war unklar. Ich war teilweise fassungslos, wütend oder fühlte mich hilflos ausgeliefert. Immer mehr Fragen tauchten in mir auf.

 

Menschen mit Herz - miteinander und füreinander 

Gerne möchte ich gemeinsam mit Euch unsere Zukunft gestalten. Die ersten (Online) Termine sind am

Freitag, 11.12.2020 von 09:30 bis 11:00 und

Dienstag, 15.12.2020 von 19:00 bis 20:30

Wir können uns miteinander austauschen, neue Ideen sammeln, Kooperationen gründen, Projekte entwickeln… 

Weitere Infos unter https://www.kolibris.info/privatpersonen/veranstaltungen-workshops/

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Ende April gab es dann Abstandsregeln, Maskenpflicht, es wurden überall Trennwände aufgestellt, Verbots- und Warnschilder aufgehängt, Desinfektionsmittel verteilt…Ich fühlte mich immer unbehaglicher. Es wurde gesagt, das müsse jetzt sein, damit wir das Virus besiegen und wenn es wärmer wird, ist es vorbei, da das Virus sich bei höheren Temperaturen nicht halten kann. So habe ich mir vorgenommen, das jetzt so gut wie möglich mitzumachen, damit wir bald zum normalen Leben zurückkehren können. Wir hatten noch die Hoffnung auf Urlaub und vor allem wollte ich gerne schwimmen gehen dürfen. 

Es gab aber kein Ende, wir hofften von einem Termin zum anderen aber alles wurde abgesagt. Die Kontaktbeschränkungen wurden mal ein wenig gelockert, mal wurden die Zügel wieder angezogen. Nichts konnte geplant werden, es gab viel Angst und Ungewissheit. Immer wieder Fragen, was ist da los, wie passt das alles zusammen, wie lange soll das so weiter gehen, wird es vielleicht noch schlimmer?

Seit ich lesen kann, verschlinge ich Bücher. Viele habe ich gekauft, viel mehr leihe ich mir regelmäßig bei der Bücherei aus. Seit über 50 Jahren schleppe ich alle paar Wochen im Schnitt ein Dutzend Bücher hin und her. Ich lese meist Fachbücher zu den verschiedensten Themen, Biographien, und historische Romane. Dadurch habe ich mir schon viel Hintergrundinformationen in vielen Bereichen angelesen. Irgendwann im April begann ich zusätzlich im Internet zu recherchieren. Nach und nach fand ich die Puzzleteile, die ich zusammensetzte und die auch mit all dem, was ich in den vielen Jahren gelesen hatte, zusammenpassten. 

Im Sommer erlebte ich dann eine weitere große Enttäuschung, das Virus hatte wohl doch kein Problem mit höheren Temperaturen, Die Maßnahmen galten weiter und unser Freibad wurde nicht geöffnet. Das Hallenbad war auch schon lange geschlossen und unser Griechenlandurlaub war storniert worden. Ich schwimme sehr gerne und konnte mir ein ganzes Jahr ohne zu schwimmen nicht vorstellen. Ich hörte immer mal wieder – zu verschiedenen Anlässen- „anderen geht es viel schlimmer, gewöhne Dich doch einfach daran, mach doch was Dir gesagt wird“… Natürlich war ich dankbar, dass es uns trotz allem gut geht, getröstet hat mich das trotzdem nicht.Ich musste so oft an die vielen älteren Menschen denken, die sich in den letzten Jahren regelmäßig im Oberstenfelder Freibad getroffen haben. Meistens kamen sie mit dem Fahrrad, viele jeden Tag auch bei schlechterem Wetter, manche sogar zweimal am Tag. Sie saßen immer an der gleichen Stelle auf den Steinstufen beim Schwimmerbecken, schwammen ihre Bahnen (teilweise eine Stunde am Stück), unterhielten sich eine Weile und gingen wieder nach Hause. Wie würden sie dieses Jahr überstehen ohne diese Kontakte und die gewohnte körperliche Betätigung?

Das machte mich traurig. Auch der Gedanke an die vielen Menschen in Altersheimen und Krankenhäusern, die dort einsam und verzweifelt waren, weil ihre Kinder und Enkel sie nicht besuchen durften, machte mich traurig und wütend. Wie viele sind wohl einsam – auch an gebrochenem Herzen – gestorben und wurden im kleinsten Kreis beerdigt? Wie viele Angehörige haben darunter gelitten und bekamen selbst auch kaum den nötigen Trost durch die Anwesenheit von Verwandten und Freunden? Wie viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz oder ihre wirtschaftliche Existenz verloren? Wie sollten wir je diese Milliarden an Schulden zurückzahlen? Wie viele Menschen, die aus gesundheitlichen (körperlich oder psychisch) Gründen keine Masken tragen können, wurden ausgegrenzt, beleidigt, gemobbt und gekündigt? Wie würde sich diese Situation auf die Kinder auswirken, die nicht mit ihren Freunden spielen durften und denen gesagt wurde, sie dürfen die Großeltern nicht besuchen, weil sie sonst vielleicht an deren Tod schuld sind? Wie würde es Kindern ergehen, die im Homescooling nicht mithalten konnten und wochenlang frierend und mit Masken in der Schule sitzen mussten? Dann gab es die schlimmen Auswirkungen auf die Ärmsten in dieser Welt, die damals noch schlimmer litten als je zuvor. Ich quälte mich oft mit solchen Fragen und es machte mich sehr traurig, manchmal auch verzweifelt. Ich war oft fassungslos, wie diese als alternativlos bezeichneten Maßnahmen immer weiter verschärft wurden.

Ständig hörte und las ich Worte wie Panik, Angst, Triage, Pandemie, Killervirus, schärfere Maßnahmen durchsetzen, Sanktionen, Impfpflicht, Maskenzwang, Kontaktverbote, Lockdown, denunzieren, hart durchgreifen, die Zügel anziehen, diverse Beleidigungen und Diffamierungen. Was bedeutete diese Wortwahl, die ständige Wiederholung derselben Worte, die nichts mit einer wertschätzenden Kommunikation gemeinsam haben? Geht es jetzt nicht um Solidarität und Zusammenhalt? Ich konnte und wollte mich nicht an diese Einschränkungen und Sanktionen gewöhnen und ich verstand nicht warum sich fast die ganze Welt wie kleine ungezogene Kinder behandeln ließ. 

Ich habe mich damals oft gefragt, wo denn unser gesunder Menschenverstand geblieben ist. Seit es Menschen gibt, leben wir zusammen mit Viren, Bakterien und Keimen. Jeder weiß, dass z.B. Viren nur dann, wenn sie auf einen geschwächten Organismus treffen, krank machen oder auch töten können. Wir wissen, dass es sinnvoll ist, sich vor dem Winter abzuhärten (z.B. Sauna, Kneippbäder, Spaziergänge) und mehr Vitamine und Mineralstoffe zu sich zu nehmen. Für ein starkes Immunsystem ist es auch förderlich, sich mit Freunden zu treffen, Sport zu machen, zu spielen, zu lachen, zu tanzen und zu singen. Gemeinsamkeit, Freude und Entspannung, z. B. auch bei Konzerten oder Feiern, tun uns gut. Stress, Sorgen, Ängste, Isolation, Streit u.ä. schwächen unser Immunsystem und machen uns krank. Warum galt das plötzlich alles nicht mehr? Ich wollte und konnte nicht verstehen, warum diese Maßnahmen, die unser Immunsystem ja schwächen, von unserer Regierung als alternativlos angesehen und über einen solch langen Zeitraum durchgedrückt wurden. 

Zu meinen höchsten Werten zählen schon immer Freiheit und Gerechtigkeit. Werte sind unsere Richtschnur, unsere Leitlinie für unser Leben, unser Denken, Fühlen und Handeln. Meist begleiten uns dieselben Werte unser Leben lang. Mir ist bewusst, dass meine Freiheit nicht grenzenlos ist, die Grenzen beginnen da, wo anderen Schaden zugefügt wird. Das ist auch richtig so. Einschränkungen meiner Freiheit, akzeptiere ich, wenn ich ihren Sinn erkennen kann, wenn sie verhältnismäßig und erforderlich sind. Mir ist auch bewusst, dass es keine 100%ige Gerechtigkeit geben kann, da jeder Gerechtigkeit anders definiert und etwas anderes als gerecht empfindet. Aber auch hier gilt, dass Entscheidungen sinnvoll, verhältnismäßig, logisch und nachvollziehbar sei müssen, damit sie akzeptiert werden können. 

Große Sorgen machte mir die Spaltung der Gesellschaft, es gab nur noch Befürworter oder Gegner der verordneten Maßnahmen, die sich frontal gegenüberstanden. Es war fast unmöglich mit dem jeweils anderen Lager ins Gespräch zu kommen. Die Risse gingen auch quer durch Familien und Freundschaften, für Andersdenkende war auch am Arbeitsplatz kein Platz mehr. Andere Meinungen – auch nicht die von seither anerkannten Experten – wurden nicht einmal mehr angehört, geschweige denn darüber nachgedacht. In einer solchen Krise müssten doch alle daran interessiert sein, gemeinsam die bestmöglichen Lösungen zu finden und umzusetzen! 

Bis Anfang des Jahres 2020 wurde die Polizei gerufen, wenn jemand maskiert ein Geschäft betreten hat. Jetzt wurde sie gerufen, wenn jemand ohne Maske ein Geschäft betrat. Für mich war ein maskierter Mensch immer bedrohlich und ich hatte große Schwierigkeiten, Menschen mit Maske ins Gesicht zu schauen. Selbst eine Maske aufzusetzen war für mich mindestens genauso schwer. Ich fühlte mich unwohl und unfrei, hatte das Gefühl zu ersticken und etwas Unrechtes zu tun. Mir fiel auf, dass ich weniger mit den Menschen redete und sehr oft zu Boden sah, damit ich diese Maskierten nicht anschauen musste. 2020 war von Anfang bis Ende eine emotionale Achterbahnfahrt für mich.

Natürlich bietet auch jede Krise Chancen: wir wurden mit einem Schlag entschleunigt, das ewige höher, schneller und weiter wurde gebremst, viele Menschen hatten plötzlich viel Zeit und konnten sich gleichzeitig nicht mit irgendwelchen Aktivitäten ablenken, d.h. sie wurden auf sich selbst zurückgeworfen. Durch weniger Verkehr auf den Straßen und in der Luft, sowie durch Stillstand in vielen Fabriken, bekam die Natur die Chance sich ein wenig zu regenerieren. Es war faszinierend zu sehen, dass plötzlich so vieles ging, was wir vorher nie für möglich gehalten hätten. Es gab viele neue kreative Ideen, es wurden Projekte gestartet und Organisationen gegründet, um anderen zu helfen. Es haben sich Menschen kennengelernt, die sich sonst nie kennengelernt hätten. Wir mussten uns mit den Menschen in unserem näheren Umfeld so intensiv wie noch nie auseinandersetzen. Ich habe viele lange Spaziergänge mal mit der einen, mal mit der anderen Freundin unternommen. Wir haben ausführlich die Situation besprochen und Listen angefertigt, was uns wichtig ist und was wir uns für die Zukunft wünschen. Vieles davon wurde Realität. 

Die Krise 2020 war eine der größten Krise der Menschheitsgeschichte. Wir haben die Chance, die uns diese Krise geboten hat, genützt und die Mühe hat sich mehr als gelohnt!